19.10.2023

»HELLERAU – Ort der Moderne« präsentiert sich in Berlin

Ein Mann spricht vor Publikum in ein Mikrofon.
Ministerpräsident Michael Kretschmer begrüßt die Gäste zur Präsentation »Hellerau – Ort der Moderne«. 
© Tobias Koch

Der Sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer begrüßte am 19. Oktober 2023 über 100 Gäste zu einer Präsentation »Hellerau – Ort der Moderne« in der Sächsischen Landevertretung in Berlin. Hellerau sei ein Ort mit einer besonderen Atmosphäre und liege ihm sehr am Herzen. Es sei eine große Freude die Präsentation des Fördervereins Weltkulturerbe Hellerau in Berlin zu zeigen. Im Verein sind die Deutschen Werkstätten, das europäische Zentrum der zeitgenössischen Künste, die Hellerauer Bürgerschaft und viele weitere Unterstützer engagiert.

Der Vorstandsvorsitzende des Fördervereins Weltkulturerbe Hellerau e.V., Fritz Straub, vertiefte anschließend den Einblick in die Geschichte des Vereins und die Besonderheiten Helleraus als Bewerbungsgrund.

Im Folgenden beleuchtete der Historiker und Publizist, Dr. Justus Ulbricht, das kultur- und gesellschaftsgeschichtliche Erbe der 1909 entstandenen Gartenstadt Hellerau als praxisorientiertes Laboratorium neuer lebensreformerischer, künstlerischer und reformpädagogischer Ansätze. Hellerau steht hierbei im europäischen Kontext weltanschaulicher Orientierungsversuche der »klassischen Moderne«.

Tulga Beyerle, Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg griff in ihrem Beitrag die designgeschichtliche Bedeutung der Deutschen Werkstätten Hellerau auf. Als Unternehmen, das erstmals maschinell in Großserie produzierte, spielte es eine große Rolle im gesellschaftlichen Wandel zur Moderne, wie wir sie kennen. Die Deutschen Werkstätten trugen mit ihrem speziellen Design wesentlich zu einem Wandel der Einrichtungskultur bei und waren auch bei der Gründung des Werkbundes beteiligt.

Der Architekt Prof. Paul Kahlfeldt war von 1999-2001 Koordinator der baulichen Wiederherstellung des Festspielhauses Hellerau. Er beleuchtete die baugeschichtliche Besonderheit der Gartenstadt Hellerau, die als eine der fortschrittlichsten Siedlungen des frühen 20 Jahrhunderts gilt. Das Gartenstadtkonzept Ebenezer Howards wurde annähernd vollständig umgesetzt; Hellerau gilt als erste »inoffizielle Werkbundsiedlung«, in der die Planer wegweisende Impulse für sozialen und Ressourcen schonenden Städtebau setzten. Noch heute wird hiermit der Nerv der Zeit getroffen. In seinem Beitrag schlug Kahlfeldt die Bögen zwischen Damals und Heute und verwies auf das Zeitlose im Gartenstadtkonzept.

Die Intendantin von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, Carena Schlewitt schließlich umriss die künstlerische Bedeutung des Festspielhauses Hellerau als erstem frei bespielbaren Aufführungsraum der deutschen Theatergeschichte. Nach wechselhafter Geschichte mit verschiedenen Fremdnutzungen ist der Ort nun wieder ein Zuhause von Kreativität und Offenheit und zählt zu den bedeutendsten deutschen Aufführungsorten der performativen Künste.

In einer tänzerischen Intervention rundeten die Künstlerinnen Anna Till und Cindy Hammer mit einem Spiel aus Rhythmus, Wahrnehmung und Bewegung den Abend künstlerisch ab: Zeitgenössischer Tanz begegnet den Bewegungsexperimenten aus der Zeit von Dalcroze.

Umrahmt wurde der Abend von großformatigen Fahnen mit Ansichten aus der Gartenstadt Hellerau sowie verschiedenen Stationen, an denen sich die Gäste über Hellerau informieren konnten. Die Animationen, Infostationen und Hörrundgänge durch die facettenreiche Gartenstadt wurden am Rande der Gespräche gerne genutzt.

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